Startups in China: Wie deutsche Unternehmer Fernost erobern

Die schier unbegrenzten Nutzerzahlen haben einen digitalen Goldrausch in China ausgelöst: Deutsche Tech-Unternehmen wollen auf dem riesigen Markt unbedingt mitmischen. Doch das ist gar nicht so einfach.

by Azoya

October, 2017; t3n.de


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Manchmal kann nur noch Mama helfen. Das chinesische Neujahr steht an, als Mengting Gao und Verena Hubertz eine Anfrage von Apple bekommen: Ob sie denn nicht etwas planten für den Feiertag? Die Gründerinnen von Kitchen Stories haben eigentlich nichts im Köcher, setzen sich aber sofort hin und konzipieren eine Rezeptestrecke für ihre Koch-App. Im Mittelpunkt der Kampagne: Gaos Mutter. Die Chinesin mit deutschem Pass bereitet traditionelle Familienrezepte zu, unter anderem Dumplings mit Fleisch. Die spontane Aktion kommt an: Mehrere hunderttausend Menschen klicken auf das Video in der App. Bei Mama schmeckt es eben am besten.

Dass Apple ausgerechnet bei Kitchen Stories nachfragt, liegt nicht nur an dem besonderen Verhältnis zwischen den beiden Unternehmen. Schon in den Anfängen hat der IT-Konzern das junge Startup gefördert, pries die App an, als sie gerade erst online war. Dass Apple auf die Gründerinnen zukommt, liegt auch daran, dass sie früh den chinesischen Markt für sich entdeckt haben. „Mit dem offiziellen Launch 2015 haben wir unsere App in zwölf Sprachen übersetzt, teils auch nach Bauchgefühl“, erzählt Hubertz. Eine Sprache davon: Chinesisch.

Mit ihrem Bauchgefühl sollten die Gründerinnen richtig liegen. Fast ohne Marketing haben sie binnen zwei Jahren fünf Millionen Nutzer in Fernost erreicht. Ein unkalkulierter Erfolg: „Mit dem Interesse aus China haben wir nicht gerechnet.“

Wie Kitchen Stories starten viele deutsche Unternehmen in den chinesischen Markt. Sie vertreiben ein Produkt, oft über das Web, und stellen plötzlich fest, dass sie Fans in China gewinnen. Gerade Startups profitieren von der Neugier aus dem Reich der Mitte: Ihr Kundenstamm wächst dort sehr viel rasanter, allein schon wegen der Größe des Marktes. Die Firmen können ihr digitales Produkt verkaufen oder vermarkten, ohne gleich ein eigenes Büro eröffnen zu müssen. Aber: Wer nur nach China will, um kurzfristige Gewinne einzufahren, der kann sich schnell verzetteln. Denn die Digitalkultur unterscheidet sich massiv von europäischen Smartphone-Gewohnheiten. Oder frei nach Konfuzius: Wer nach China geht, sollte mit ganzem Herzen gehen.

Vorsprung durch Smartphones

Rund 5.000 deutsche Unternehmen haben den Schritt nach Fernost bisher gewagt, wie die Auslandshandelskammer in China recherchiert hat. Die meisten von ihnen kommen aus der fertigenden Industrie: Maschinenhersteller, Autobauer, Plastik- und Metallproduzenten. Durch die Digitalisierung strömen aber vermehrt auch Firmen mit webbasierten Geschäftsmodellen in die Volksrepublik. Zwar geben bisher nur drei Prozent der dort ansässigen deutschen Unternehmen den IT- oder Telekommunikationsmarkt als ihr Kerngebiet an. Da mittlerweile fast jede Branche digitalisiert ist, können aber auch Konsumgüter- oder Finanzunternehmen online Geschäfte machen, ohne dass dies explizit verzeichnet ist – Firmen wie Kitchen Stories.

Auch wenn das Interesse an China schon in den vergangenen zehn Jahren zugenommen hat: Richtig angezogen habe es erst vor ein bis zwei Jahren, sagt Elena Gatti. Als Managerin beim chinesischen Startup Azoya hilft sie Händlern im deutschsprachigen Raum bei der Expansion in die Volksrepublik. Die steigenden Anfragen resultieren ihrer Meinung nach aus den globalen politischen Veränderungen. „Durch die Situation in den USA wird China für Deutschland als Handelspartner noch wichtiger“, so die Beraterin. Hinzu kommt das beeindruckende Wachstum des Landes, getrieben durch eine immer größer werdende Mittelschicht, die immer mehr Geld ausgibt und sich immer stärker für internationale Produkte interessiert. „Die Prognosen über den Konsumentenmarkt lassen erahnen, dass China die nächste Goldrauschnation werden könnte“, sagt Gatti. Auch weil die Digitalisierung in der Volksrepublik so weit vorangeschritten ist.


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